Ich hatte in meinem Leben schon viele Autos, meist ältere, und meistens nicht besonders lange. In weiteren Autos durfte ich mehr oder weniger regelmässig mitfahren. Leider habe ich von vielen keine Fotos. Entweder sind die Bilder, die gemacht wurden, längst verschollen oder verloren gegangen. Oder es wurden gar nie welche gemacht. Früher war ich halt mehr so der Gelegenheitsfotograf. Es ist ja erst seit ein paar Jahren möglich, mit dem allzeit bereiten Smartphone alles und jeden im Vorbeigehen zu fotografieren. Schade irgendwie…
Einige Wagen konnte ich aber beim Kramen in der alten Fotoschachtel wiederfinden.
Da wäre zuerst ein Bild von unserem braun-grauen Variant, ca. 1969, der als erstes richtiges Familienauto soweit ich weiss einem Käfer folgte. Dieser wurde bald von einem neueren Modell in dunkelblau abgelöst. Ich kann mich gut erinnern, wie mir schon beim Einsteigen schlecht geworden ist, wenn der Wagen länger in der Sonne gestanden hatte. Damals waren vier kleine Kinder auf der Rückbank, ohne Gurte oder Kindersitze, übrigens völlig normal…
Rund 15 Jahre später, im Juni 1986, entstanden diese Bilder auf einer frühsommerlichen Reise ins frisch durch Tschernobyl verstrahlte Lappland. Der Vorgänger dieses Wagens war ein grüner Passat der ersten Serie, bei dem innerhalb der ersten zwei Jahre faustgrosse Löcher vor den hinteren Radläufen entstanden. Dieser Wagen in malaga-rot war etwas haltbarer, aber nicht viel. Nach der Rückkehr von dieser Fahrt mussten die Tragbleche der Hinterachs-Befestigung geschweisst werden, danach wurde der 75 PS – Wagen verkauft. Seine 200 tkm in rund sieben Jahren hatten der Technik aber nicht viel ausgemacht.
Mein erstes eigenes Auto 1985 war einen rostigen VW Käfer 1302, den irgendwer über den TÜV gemogelt hatte. Leider habe ich den auf keinem Foto mehr. Mit einem eigenen Auto, egal wie klapprig, fühlten wir uns mit 20 immer wie der „King of the road“. Auch mit dem zweiten. Nach eineinhalb Jahren tauschte ich den Käfer gegen einen elf Jahre alten, rostigen Golf LS mit 70 PS, der dank „Verkaufslackierung“ zunächst erstaunlich gut aussah. Die Blasen am vorderen Fensterrahmen liessen nicht lange auf sich warten. Das hat uns aber nicht daran gehindert, mit vier Personen und Campingausrüstung bis nach Bergen in Norwegen zu fahren.
Als Student hatte ich zuerst einen rostigen Kadett B LS. Den Rost konnte ich zwar in den Griff bekommen (an dem Wagen habe ich das Schweissen gelernt), die Technik konnte ich aber nicht über die Zeit retten. Vielleicht habe ich auch das ein oder andere „kaputt repariert“, viel Ahnung hatte ich nämlich nicht (aber davon eine ganze Menge). Darum ereilte den Nachfolger, einem relativ gut erhaltenen Ford Escort MK 1, ein ähnliches Schicksal. Anfang der 1990er Jahre für 700 DM gekauft, musste ich für den TÜV nur die Schweller schweissen und die hinteren Bremsen neu machen. Ein knuffiges, sympatisches Auto. Leider hat eines Nachts irgendein Penner versucht, den Wagen vor dem Haus zu klauen. Beim Versuch das Lenkradschloss zu knacken, hat er das Lenkrad abgeschert – und auch gleich mitgenommen. Ich war untröstlich, denn das war noch wirklich gut erhalten. Mit Teilen vom Schrottplatz konnte ich den Wagen zwar wieder flott machen, aber danach ging es bergab. Motor, Getriebe, Hinterachse. Am Ende ging der Kleine für 200 DM an einen Ford-Lehrling, der vermutlich einen RS (oder ein Stock-Car ?) daraus gemacht hat.
Zwischendurch hatte ich auch mal kurz einen (halben) Volvo 242. Mit einem Schrauberkumpel zusammen für 100 DM gekauft in der Absicht, den mit neuem TÜV gut weiter zu verkaufen, mussten wir feststellen, dass wir mit unseren Schweisskünsten schon rein quantitativ bald an Grenzen stossen würden. Der Boden war auf beiden Seiten löchrig von vorne bis hinten, auch die Innenschweller durch. Selbst die vorderen Kotflügeln hatten in den Seiten jeweils ein grosses Loch. Wir haben ca. 50 Blechlein draufgebraten und waren insgesamt vier mal beim TÜV. Der Wagen litt unter massiven Wassereinbrüchen an den Scheibenrahmen, die wir auch nicht stoppen konnten. Die Technik dagegen war mit 200 tkm unproblematisch.
Nach Abzug aller Kosten blieb nach dem Verkauf für jeden von uns ein „Stundenlohn“ von weniger als 2 DM übrig. Zeitungen austragen hätte mehr gebracht. Aber wie oft im Leben schweisst man mit zwei Schweissgeräten gleichzeitig in Mutters Garage am selben Wagen um die Wette? ?
Besagter Schrauberkumpel hatte in seinem Dorf einen Schuppen gemietet, und den füllten wir mit seinem Rekord A und meinem Rekord B, beide für wenige hundert Mark (inklusive Lieferung) aus irgendeiner anderen Scheune gekauft. Vom Rekord B hab ich leider kein Foto. Das wäre ein ambitioniertes Restaurationsprojekt geworden, aber dazu ist es schlussendlich auch aus beruflichen Gründen nie gekommen.
Das neue Jahrtausend began mit einem relativen modernen Auto. In grösstmöglicher Bescheidenheit hatte ich in den Jahren zuvor zwei Enten, die sich für ernsthaften Gebrauch auf längeren Strecken eines deutschlandweit mobilen Unternehmensberaters aber nicht empfehlen konnten. So tauschte ich die zweite Ente gegen einen sieben Jahre alten Xantia. Im Sinne des Werterhalts ein denkbar schlechter Tausch aus heutiger Sicht. Ich mochte den Wagen, er war geräumig und bequem, aber auch oft kaputt, und die Vertragswerkstätten mit denen ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, waren durchweg ziemlich unfähig.
Das Leben ist zu kurz, um immer nur ein- und dasselbe Auto zu fahren!
Edmund Bünting
Nach dem Xantia hatte ich tatsächlich sieben Jahre gar kein eigenes Auto mehr. Während ich in Münster wohnte, fuhr ich meistens mit dem Fahrrad. Ich gönnte mir nur noch ein Motorrad. Wenn ich unbedingt einen Wagen brauchte, was vielleicht zwei oder dreimal im Jahr vorkam, konnte ich mir für kleines Geld einen passenden Wagen leihen. Das war erheblich billiger, als einen eigenen Wagen zu unterhalten. Und so konnte ich mir im Zweifel auch durchaus einmal ein Taxi leisten.
Viel später dann, bereits in der Schweiz, musste dann doch wieder ein praktisches Auto her, da sich ein Kind auf den Weg zu uns gemacht hatte. Und so tauschten wir den VW Eos meiner frisch Angetrauten (ihr erstes neu gekauftes Auto!) im Jahr 2012 gegen einen Passat Kombi mit Schummel-Diesel – was damals aber noch keiner ahnte.
Im Jahre 2016, also nach dem Diesel-Skandal, tauschten wir den Passat gegen einen neuen Seat Alhambra, der einfach noch viel praktischer für uns war und bis heute ist. Kaufentscheidend waren die Schiebetüren und die (vermutlich eheverlängernden) elektrischen Memory-Sitze.
Ja, Autos kommen und gehen. Da war z.B. noch ein Kadett D, ein Ascona C, ein Audi 100, eine grüne und eine rote Ente, und dann später die anderen hier gewürdigten Modelle. Jeder Wagen war für mich etwas besonderes, und mit jedem Wagen verbinden sich tolle Erinnerungen und Geschichten. Und alle diese Autos verwirklichten den „Traum vom Fahren“ auf ihre jeweils eigene Art. Ok, manche verwirklichten eher den „Traum vom Herumstehen“.
Das Leben ist auf jeden Fall zu kurz, um immer nur die ganze Zeit ein- und dasselbe Auto zu fahren.