Zu Weihnachten schenkte ich meiner Frau (unter anderem) eine handbetriebene Kaffeemühle aus Holz. Ja, genau so eine, mit der schon unsere Grosseltern ihren Kaffee gemahlen haben. Damals, als längst nicht jeder ein Auto oder eine elektrische Waschmaschine hatte, wurden die Kaffeebohnen immer mit der Hand gemahlen. Elektrogeräte im Haushalt waren lange Zeit Luxusprodukte für die Bessergestellten, und Strom war auch relativ teuer.
Und heute? Heute werden Kindheitserinnerung an die kleine Küche meiner Oma wach, wo sie in ihrer Schürze neben dem alten Radio auf einem Holzstuhl sitzt und den Kaffee für den Sonntagsbesuch mahlt. Der Duft des frisch gemahlenen Kaffee war etwas ganz Besonderes, hatte irgendwie etwas Feierliches. Ich mochte das, auch wenn ich damals (und auch lange Zeit danach) selbst noch keinen Kaffee getrunken habe.
Wem bei diesem Bild kein Kaffeeduft in die Nase steigt, der ist entweder sehr jung, oder kommt von einem anderen Kontinent!
Edmund Bünting
Natürlich ist so eine hölzerne Handmühle heute auch ein Statement in Sachen Nachhaltigkeit. Kein USB-Anschluss, keine Bluetooth-Funktion, überhaupt keine unsinnige Elektronik, keine Software-Fehler, kein irreparabler Totalschaden nach zwei Jahren (siehe dazu auch „Garantie“ auf Schweizerisch). Bei normaler Verwendung kann so ein Ding seeehr lange halten. Und am Ende gibt’s praktisch keinen Sondermüll.
Aber da ist noch mehr, wie ich jetzt erstaunt festgestellt habe: Es macht einfach Spass, mir meinen Cappuccino aus handgemahlenem Kaffee zu machen. Ich trinke nur ein oder zwei Tassen am Tag. Kommt es da wirklich auf ein paar Minuten mehr oder weniger an? Eine Kaffeemühle als Entschleunigungshilfe, ein „Oldtimer“ für die Küche. Ja natürlich ist das Mahlen vergleichsweise „mühsam“, aber mindestens tut man damit etwas gegen den „Winkespeck“ an den Oberarmen.
Strom ist hier viel zu billig, als das es sich irgendwie „lohnen“ würde, den Kaffee von Hand zu mahlen (und im Übrigen ist gemahlener Kaffe gleich teuer wie Kaffeebohnen). Aber hat uns nicht gerade dieses irregeleitete Verständnis von „Effizienz“ dahin gebracht, wo wir heute sind, nämlich mitten in die Klima- und Rohstoff-Krise?
Und, nebenbei gefragt, was machen wir denn eigentlich mit all der durch Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kaffeevollautomaten, Mikrowellenöfen usw. gesparten Zeit? Irgendetwas sinnvolles? Nein, wir hetzen nur umso mehr durch den Alltag und landen Abends noch erschöpfter vor dem Fernseher, wenn es denn dumm läuft…