Es war einmal – ein Opel

Im Jahr 2015 schenkte ich mir zu meinem 50. Geburtstag einen vier Jahre alten Mercedes SLK 200 – bevor ich zu alt wäre für niedrige Autos mit langen Türen. Nach einem Jahr habe ich das Fahrzeug wieder verkauft, denn es gibt keinen unpraktischeren Fahrzeugtyp. Motor und 7-Gang-Automatik fanden zwar meine vollste Zustimmung, der Rest war für meine Zwecke jedoch praktisch unbrauchbar. Das Ding fuhr noch nicht einmal besonders gut, jedenfalls nicht bei höheren Autobahngeschwindigkeiten und Seitenwind.

Ein Roadster ist ein Auto für Leute, die kein Auto brauchen

Edmund Bünting

Der Kauferlös wanderte zum gösseren Teil in unseren neuen Seat Alhambra. Den Rest verjubelte ich beim Kauf eines Opel „Ascona 1700“, Bj. 1968. Es handelte sich dabei um ein schweizer Sondermodell des bekannten Kadett B, welches von 1968 bis 1970 in einer Stückzahl von nur ca. 2’500 in der Schweiz verkauft wurde. Angetrieben von einer 1700 S-Maschine mit 75 PS, wartete der Wagen mit einigen Merkwürdigkeiten im Bereich der Ausstattung auf, die im Prinzip eine seltsame Mischung aus Standard- und Luxus-Kadett war.

Eine der ersten Fahrten im Herbst 2016, noch komplett original (ohne Warnblinker und das Radio ohne UKW – heute eigentlich nutzlos).

Der Wagen war bereits einmal restauriert (oder besser gesagt: Nachlackiert) worden und verfügte über eine praktisch rostfreie, ausgezeichnete Substanz. Mit knapp 80’000 km waren weder Motor noch Getriebe oder Differential auffällig. Nach einer gründlichen Vergaserüberholung und ein wenig Pflege der doch im Detail etwas vernachlässigten Technik fuhr der Wagen an sich auch sehr gut.

Abgesehen von einigen wenigen Ausstattungsspezialitäten weist sich der Ascona 1700 natürlich vor allem durch seine Bagdes als solcher aus. Um einen Ascona 1700 zu erkennen, muss der nicht Eingeweihte nur einigermassen lesen können.

Wenn man ganz ehrlich ist, sind es eigentlich vor allem diese Badges, die den Wagen zu etwas Besonderem machen. Alles andere ist im Grunde nur eine Kadett B – Version unter vielen anderen.

Was einen ehemaligen Kadett 1100er-Fahrer zuerst verstört, ist der Blick unter die Motorhaube. Ich hatte ja noch nie zuvor einen CIH-Kadett gesehen oder gefahren. Seine Motortechnik stammt im Prinzip aus dem Rekord C. Ein 850 kg – Auto ist mit 75 PS auch heute noch brauchbar motorisiert. Und unter der Motorhaube ist auf einmal nicht überwiegend nichts, sondern ein „richtiger“ Motor, der so viel Platz braucht, dass der Kühler in den Vorderwagen eingebaut werden musste. Auch der Getriebetunnel für das stärkere Schaltgetriebe musste breiter werden (ist aber wohl nicht identisch mit dem verbreiterten Tunnel für das Automatik-Getriebe der OHV Kadetts).

Ein Kadett mit einem „richtigen“ Motor

Zwei Dinge haben die Opel-Fachleute dieser Welt aber leider bei diesem Wagen nicht in den Griff bekommen. Da war einmal ein nerviges Lenkradflattern oder „Schwimmen“ bei ca. 100 bis 110 km/h. Zum anderen war der Tank nach einem Austausch des Tankgebers anscheinend nicht mehr dicht zu bekommen, was einen auf Dauer unerträglichen Benzingestank im Innenraum verursachte.

Und so fiel es mir nicht allzu schwer, den Wagen im Mai diesen Jahres gegen einen ähnlich gut erhaltenen, technisch völlig einwandfreien Mercedes 230 E von 1983 einzutauschen. Natürlich ist so eine Trennung traurig, wenn man bedenkt, dass man einen solchen Wagen vermutlich nicht noch einmal im Leben bekommt. Aber ich habe nicht genug Platz (oder Geld) für mehrere Oldtimer, und da ich mich für viele Modelle begeistern kann, muss ich sie halt nacheinander statt gleichzeitig fahren…

Eingefleischte Opel-Fans werden hier einen Herzinfarkt bekommen, aber nach der Probefahrt in diesem Benz hat mir die Rückfahrt im Ascona 1700 nicht mehr allzu viel Spass gemacht
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