Das Schöne an meiner 3-Tage-Arbeitswoche ist, dass ich nun tatsächlich hin und wieder Zeit finde, mich in Ruhe um bestimmte Sachen kümmern zu können. Der Montag bietet sich dafür an, denn dann haben ja die meisten Museen (und Ausflugslokale ?) geschlossen.
Heute habe ich mir unsere Galgen-Lampe am Esstisch vorgenommen. Als unser Haus vor ca. 30 Jahren gebaut wurde, waren Deckenleuchten anscheinend gerade völlig aus der Mode. Darum gibt es in unserem Ess-/Wohnzimmer erst gar keine Stromanschlüsse an der Decke. Keinen einzigen. Man muss also eine Stehlampe an eine der geschalteten Steckdosen anschliessen und damit dann irgendwie klarkommen.
Weil ich gerne sehe was ich esse, habe ich vor ein paar Jahren eine nicht allzu teure Galgen-Lampe bei Micasa erworben, die stilistisch und farblich zu den übrigen Esszimmermöbeln passt. Leider hat sich die Konstruktion als nicht wirklich stabil herausgestellt. Der gefrässte Durchbruch im Holzständer, wo der „Galgen“ drinsteckt, liess zu wenig Holz zur Abstützung übrig, so dass das Material dort mehr und mehr ausgebrochen – und die Lampe mithin immer näher an die Tischplatte gerutscht ist.
Ich habe den ganzen morgen hin und her überlegt, ob man das irgendwie gescheit reparieren kann, oder ob es nicht besser ist, gleich nach einer neuen Lampe zu suchen. Aber mich nervt es jedesmal, wenn ich Sachen wegwerfen muss, weil irgend ein Teil da dran vorzeitig den Geist aufgibt. Ich habe auch ein paar neue Lampen angeschaut, aber nichts passendes gefunden.
Also ab zum Obi nach Volketswil und ein paar Teile für ca. 20 CHF eingekauft – denn ich hatte beschlossen, eine einfache Reparatur zu versuchen. Ich wollte den Hartholzständer durch eine ähnliche Latte aus Fichte ersetzen. Einmal auf die passende Länge absägen, ein dickes Loch für den Galgen bohren, ein kleines Loch für die Schraube am Fuss, und einen neuen Stecker anschrauben – das traute ich mir noch zu.
Das Gebohre in Weichholz mit billigem Baumarkt-Werkzeug ist nicht immer lustig, einen Schönheitspreis gewinnen meine Löcher nicht. Aber im Prinzip hat es erstmal so funktioniert wie ich mir das gedacht hatte.
Am längsten dauerte es, den neuen Stecker zu installieren. Den alten musste ich zwecks Montage der Elektrik am neuen Ständer abschneiden. Und leider war das Kabel für die integrierte Zugentlastung im Ersatzstecker zu dünn. Darum musste ich mehrere Lagen Schrumpfschlauch aufschrumpgen. Wahrscheinlich hätte ich das Kabel besser an der Lampe gelöst, aber irgendwas ist ja immer.
Man wird sehen, ob bzw. wie lange die Verbindungsschraube am Fuss im Weichholz hält. Falls nötig kann ich da aber durchaus noch ein paar mal grössere Schrauben reindrehen.
Nebenbei: Jedes mal wenn ich an den Grabbeltischen im Baumarkt vorbei gehe oder gar untaugliches Werkzeug kaufe, denke ich, dass es im Sinne der Nachhaltigkeit höchste Zeit wäre für eine Art „Brauchbarkeits-Gütesiegel“. Etwas, das dem ahnungslosen Gelegenheits-Heimwerker die Gewissheit gibt, dass das Zeugs, was er kauft auch den gedachten Zweck erfüllt. Heute läuft es ja mehr nach dem Motto „Ach, sie wollten ein sauberes 14 mm Loch in eine Weichholzlatte bohren? Nein, dafür können Sie unseren Billig-Holzbohrer in natürlich nicht gebrauchen. Für Hartholz übrigens auch nicht, da kommen Sie in einer Woche nicht durch. Und ausserdem sind die Bohrer fast immer krumm und eiern – aber was erwarten Sie auch für 7,95 CHF?‘
Naja eben, ich würde erwarten, dass man mit einem Bohrer, der mir im Baumarkt für 7,95 CHF verkauft wird, halbwegs gescheit bohren kann. Ansonsten sehe ich ehrlich gesagt nicht ein, warum das Zeug überhaupt verkauft werden darf? Wie lange wollen oder können wir uns diesen billigen Wegwerf-Plunder denn noch leisten?
Dasselbe gilt im Prinzip ja für alles, was der Endverbraucher so kauft. „Ach, Sie wollten mehr als eine Tasse Espresso am Tag kochen? Ja, da hätten Sie besser gleich die fünf mal so teure Profimaschine genommen…“. „Was? Sie waschen mehr als zweimal in der Woche? Da müssen Sie natürlich mit einer verkürzten Lebensdauer ihrer Waschmaschine rechnen, das hält die keine zehn Jahre aus…“
Hersteller und Händler sollten gesetzlich gezwungen werden, objektive Aussagen zur Qualität, Haltbarkeit, vorgesehene Einsatzgebiete, Reparierbarkeit usw. zu ihrer Ware bekannt zu machen. Nur dann hat der Kunde eine faire Chance, das für ihn geeignete Objekt zu finden.