Mogelpackung 5G?

Wie bereits im letzten Post angemerkt besteht ein grosser Drang der Smartphone-Hersteller, durch (Pseudo-)Innovationen den weltweiten Absatz an Smartphones auf idiotisch hohem Niveau zu halten. Jährlich werden weltweit deutlich über eine Milliarde Smartphones neu verkauft. Die meisten wohl als Ersatz für ein nicht mehr ganz aktuelles Altgerät, welches im Durchschnitt aber kaum mehr als 2 oder 3 Jahre auf dem Gehäuse haben dürfte. Wie auch immer, wir dürfen getrost annehmen, dass in jedem Jahr eine ähnlich hohe Zahl an Gebrauchtgeräten schlussendlich im Müll landet – eine völlig irrsinnige Ressourcenverschwendung also.

In dem Zusammenhang fragt man sich, ob die neue 5G Funktechnologie nicht auch eine solche Pseudo-Innovation ist? Worum geht es dabei? Für mich als Endnutzer interessant ist die gegenüber 4G / LTE theoretisch mindestens zehn mal höhere Datenübertragungsrate. Das kann zum Beispiel für Leute im Home Office nützlich sein, bei denen das Festnetz-Internet ausfällt oder schwächelt. Solches passierte bei uns aufgrund von Bauarbeiten im Herbst 2020, wo ich immerhin mehrere Tage auf 3G Mobilfunk ausweichen musste. Auch wäre es ja schön, wenn man eines Tages nicht mehr doppelt bezahlen müsste, für Festnetz- und für Mobil-Internet, weil der Datenfunk für alle Anwendungsfälle ausreicht.

Wofür steht 5G? Gelobt, Geglaubt, Gekauft, Getestet, Geheult…

Edmund Bünting

Wie steht es aber nun mit den glorreichen Verheissungen in der realen Welt? Im Moment offenbar noch nicht allzu gut. 5G ist nicht gleich 5G – Je nach verwendeter Technologie und Frequenz in einem konkreten Mobilnetz erweisen sich in der Praxis viele (die meisten….?) der heutigen 5G-Geräte als mehr oder weniger inkompatibel. Man muss sich tatsächlich bei dem Mobilfunk-Anbieter seiner Wahl erkundigen, welche Geräte für das eigene 5G Netz getestet und funktionsfähig sind, und wenn man Pech hat das zum Vertrag passende Gerät neu erwerben. Dieser Umstand wird in der vollmundigen Werbung der Mobilfunk-Anbieter leider weitgehend unterschlagen, so dass der Uneigeweihte eine gute Chance hat, hereinzufallen. Indirekt führt dies übrigens auch dazu, dass ein Wechsel zu einem anderen Netzbetreiber u.U. auch den Kauf eines anderen Gerätes erfordert – ein Schuft, wer Arges dabei denkt…

Diese ärgerliche Situation wird allerdings dadurch relativiert, dass die Schweizer Provider sowieso nie die volle Datenübetragungskapazität ausschöpfen, sondern die Übertragungsrate netzseitig von vorne herein auf relativ niedrige Werte begrenzen. Dies hat womöglich mit der Gesamtkapazität der Netze zu tun, oder mit dem technischen Ausbaustand, aber natürlich auch damit, dass aus Marketinggründen eine „Premium-Datenübertragungsrate“ auch einen „Premium-Preis“ haben soll.

Aktuelle 5G-Abos am 03.01.2022

Eine Übersicht bei BesteAbos.ch zeigt, dass nur ein 5G-Vertrag von insgesamt 11 aufgeführten mehr als 200Mbit/s im Download anbietet.

In den Werbeseiten der Anbieter ist es nicht gerade einfach, an diese Information zu kommen (für gewöhnlich sind diese Angaben gut versteckt oder fehlen komplett). Eine Übertragungsrate von 200 Mbit/s ist mit 4G technisch übrigens kein Problem, die „Innovation 5G“ zerbröselt also hier bei genauerem Hinsehen in der Praxis komplett.

Jeder, der heute nur wegen 5G ein neues Handy kauft, hat entweder ganz spezielle Ausgangsbedingungen und genug Geld für „Premium-Funktionen“ – oder ist einmal mehr auf einen Marketing-Gag hereingefallen. Wahrscheinlich wird 5G in der Schweiz erst in fünf bis zehn Jahren wirklich interessant, wenn überhaupt…

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